„Johann Philipp Palm Filmpreis.“

 

PREISJohann Philipp Palm (1766 – 1806)

In Braunau gibt es die Palmstraße und den Palmweg, den Palmplatz und den Palmpark – alles benannt nach Johann Philipp Palm. Keine andere Persönlichkeit ist im öffentlichen Raum so präsent wie er.

Am 18. November 1766 in Schorndorf, Württemberg, geboren, wuchs Johann Philipp Palm in seiner Heimatstadt auf und lernte danach bei seinem Onkel Johann Jakob Palm in Erlangen den Buchhandel. Nach Lehrjahren in anderen Buchhandlungen wurde er Gehilfe in der Stein’schen Buchhandlung in Nürnberg. Er bekam das Nürnberger Bürgerrecht, wurde Teilhaber der Buchhandlung, etwa 1800 schließlich Allein-Inhaber. Zu seinen Verlagsartikeln gehörten medizinische, pharmazeutische und naturwissenschaftliche und theologische Werke sowie Schulbücher.

Der private Mensch Johann Philipp Palm, seine Ansichten und Einstellungen ist wenig fassbar, denn der dreifache Vater und respektierte Geschäftsmann hat fast keine Quellen hinterlassen. Über seine politischen und gesellschaftlichen Zielsetzungen kann man nur spekulieren, wenn man wohl auch von einer gewissen Übereinstimmung mit den politischen Auffassungen, wie sie in der verhängnisvollen Schrift  „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ dargelegt sind, ausgehen kann.

Im Jahr 1806 steht Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die französischen Truppen waren als Besatzer im Land, die Menschen litten zunehmend unter dem wirtschaftlichen Druck der Einquartierung. Es regten sich erste Kräfte in der Bevölkerung gegen die Fremdherrschaft. In dieser turbulenten und für den Einzelnen äußerst gefährlichen Zeit entstanden verschiedene anonyme Schriften gegen Napoleon. Wer solche Flugschriften vertrieb, nahm ein hohes Risiko auf sich. In Anbetracht der finanziellen Situation, in der sich die meisten Buchhändler und Verleger, auch Palm, befanden, waren derartige politischen Publikationen sehr beliebt, da sie schnell Aussicht auf Erfolg versprachen, weil sie der allgemeine Stimmung der Bevölkerung entsprachen.

Im Juli 1806 erschien im Verlag von Palms Buchhandlung ein 144 Seiten umfassendes Schriftstück mit dem Titel „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“. Sie gilt als ein wichtiges Zeitdokument, welches die Zustände unter der Herrschaft Napoleons darstellt. Ausgehend von einer politische Analyse der Länder Frankreich, Österreich, England, Preußen und Sachsen an Hand der historischen Ereignisse wird die Eroberungspolitik Napoleons und die als verräterisch definierte Politik der deutschen Rheinbundfürsten angegriffen.

In Augsburg geriet diese Schrift in die Hände französischer Offiziere, die das Ganze anzeigten. 1806 fanden im Hause Palms in Nürnberg Hausdurchsuchungen statt. Palm selbst war auf Geschäftsreise, kehrte trotz Warnungen nach Nürnberg zurück, wurde verhaftet und zum französischen Oberkommandierenden General Jean Baptiste Jules Bernadotte nach Ansbach gebracht. Dieser ließ ihn am 22. August 1806 in die Festung Braunau überstellen. Hier wurde Palm erklärt, dass seine Verhaftung aufgrund eines Dekrets Napoleons erfolgt sei und unter anderem anordnete: „Es ist mein Wille, dass sie vor ein Kriegsgericht gezogen und in 24 Stunden erschossen werden. Es ist kein gewöhnliches Verbrechen, wenn man in den Orten, wo sich die französischen Armeen befinden, Schmähschriften verbreitet, um die Einwohner gegen sie aufzureizen; es ist Hochverrat.“

Ein „kurzer Prozess“ am 25. August 1806 endete mit dem Todesurteil, das den Tag darauf vollstreckt wurde. Die Urheberschaft für die Schrift blieb ungeklärt, Palms Verurteilung wurde nicht damit begründet, dass er den Verfasser nicht nannte, wohl aber mit der Verbreitung des Textes.

Palm war kein aktiver Kopf einer gewaltbereiten Widerstandsbewegung gegen die napoleonische Herrschaft, eher ein stiller Patriot. Er war als Buchhändler und Verleger für die Meinungs- und Gedankenfreiheit eingestanden und wurde ein Opfer staatlicher Willkür, beileibe nicht das einzige, unter verschiedensten Regimes gleich welcher politischen Lager. Johann Philipp Palm ist auch heute noch ein historisches Vorbild für den Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit.

Die Palm-Stiftung e.V. mit Sitz in seinem Geburtsort Schorndorf verleiht deshalb seit 2002 alle zwei Jahre den „Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit“. Mit der Preisverleihung will die Palm-Stiftung dazu beitragen, Meinungs- und Pressefreiheit weltweit als unabdingbare Voraussetzung jeder Demokratie durchzusetzen und zu bewahren.

Mag. Florian Kotanko