Die Gewinner des “Johann Philipp Palm Filmpreis” 2017 sind

In der Kategorie beste freie Filme sind:

„AMINA“  Regie: Shabanali Wafadar Ahmadi; Österreich

Der andere Gewinnerfilm besticht durch die Themenwahl und die lobenswerte Aufarbeitung. Flüchtlinge haben es naturgemäß schwer, wenn sie in fremde Kulturen kommen. Manchmal aber blühen auch Filmtalente in diesen Kreisen auf und können uns anhand selbst erlebter Demütigungen und Erfolge ihr Leid und dessen schrittweise Überwindung nahebringen. Shabanali Wafadar Ahmadi erschuf mit einem gemischten Team aus afghanischen Flüchtlingen und Innsbrucker Talenten sein Drama AMINA und hat die Jury emotional bewegt. Daher entschieden wir uns, ihm ebenfalls den Preis „bester freier Kurzfilm des Inn-Kurzfilmfestivals 2017“ zu verleihen. Also haben wir nun zwei Gewinner in dieser Kategorie.

„DAS VOLLE PROGRAMM“ Regie: Florian Jankowsky; Deutschland

Der Alltag kann voller Überraschungen stecken, wenn man nur die Sinne öffnet. Zufälle erzeugen eine Eigendynamik, die sich an banalsten Gegenständen aufschraubt. Filmemacher und Drehbuchautorinnen haben manchmal ulkige und umsetzbare Ideen, die wie bei diesem Preisträgerfilm zu skurrilen und unterhaltsamen Ergebnissen in einer Drogerie führen. Wegen des Charmes der Darsteller und der eigentümlichen Gesamtwirkung, verleiht die Jury den Preis „bester freier Kurzfilm des Inn-Kurzfilmfestivals 2017“ an Florian Jankowsky für DAS VOLLE PROGRAMM. Herzliche Gratulation.


In der Kategorie bester Studentenfilm:

„DIE LAST DER ERINNERUNG“ Regie: Albert Meisl; Österreich

Es ist eine komplexe Welt in der wir leben. Eine Welt, die im Chaos versinkt, mit täglich neuen Schreckensnachrichten und Zusammenhängen, die wir längst nicht mehr begreifen können. In dieser Welt begleiten wir Herrn Szabo und Herrn Fitzthum auf ihrer beschwerlichen Suche nach dem Phonographenwalzer. Ein scheinbar leichtes Unterfangen, welches sich im Verlauf des Films als immer schwieriger erweist. Zwischen lebensbedrohlichen Kaffeemaschinen, überraschend schrumpfenden Siphons und dem unerforschten Brachland der Musikwissenschaft, sehen wir den Überlebenskampf zweier Menschen in einer Welt, in der wir den Überblick längst verloren zu haben scheinen. Der Film wirft uns zurück auf eigene existentielle Fragen: Was ist der Mensch heutzutage? Wie soll man mit den täglich neuen Herausforderungen des Lebens mithalten können? Und was in aller Welt ist ein Phonographenwalzer? Ein philosophisch anthropologischer Film, der den Zuschauer mit seinen skurrilen Figuren, dem detailverliebten Szenenbild, der wunderbar unprätentiösen Handkamera und einer lakonischen Erzählweise sofort in seinen Bann zieht – und das alles auch noch urkomisch. Wir hoffen auf noch viele weitere Begegnungen mit Herrn Szabo und Herrn Fitzthum und vergeben den Preis für den besten Studentenfilm an „Die Last der Erinnerung“ von Albert Meisl.


In der Kategorie beste professionelle Produktion:

„CHIKA, DIE HÜNDIN IM GHETTO“ Regie: Sandra Schießl; Deutschland

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:

Der Film, der auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Batsheva Dagan basiert, erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen und seines Hundes im jüdischen Ghetto. Dabei gelingt es den Machern des Films die unmenschliche, von uns Spätergeborenen kaum nachvollziehbare Tragik der Juden im Dritten Reich, ihrer Ghettoisierung und Deportation, dem Zuschauer auf eine Art zu vermitteln, die sich nur auf den ersten Blick eines gewissen Pathos bedient. In Wahrheit wird hier aber mit der Methode, Unaussprechliches in die Sprache der Kinder zu  übersetzen in gelungener Weise eine Tür geöffnet. Eine Tür, die uns Unvorstellbares durch die Augen eines Kindes sehen lässt und den Verlust von   persönlicher Freiheit und Menschenrechten in vielleicht vereinfachter aber deshalb umso drastischer Weise darstellt.

Es sei eine Szene zitiert, in der der kleine Junge von einem anderen Kind gefragt wird „Mikasch, was ist Krieg?“ – Die Antwort:  „Die Soldaten, dass wir keine Hunde haben dürfen, und keine Äpfel essen“.

Ebenso Einfluss auf die Entscheidung der Jury nahm die Machart des animierten Films. Häuser, Mauern, Plätze, die gesamte, die Handlung umgebende Ausstattung wurde mittels alter Koffer, Pässe, Zeitungen, Bücher und ähnlichem gestaltet. Dadurch entstand eine besondere Allegorie zum Thema der man sich als Zuschauer kaum entziehen kann.

Dem Film liegt wie erwähnt ein Kinderbuch zugrunde, dennoch ist es damit nicht unbedingt ein Kinderfilm. Vielmehr bringt er uns Erwachsenen durch scheinbare Vereinfachung das damals Geschehene in einer Weise nahe, die keine Zweifel an den Grundwerten der Menschlichkeit lässt. Und er greift ein Thema auf, das alles andere als unzeitgemäß ist. Die Aktualität von Unterdrückung, Vertreibung und Schlimmeren muss nicht erklärt werden.

Und weil es dann doch irgendwie ein Kinderfilm ist  auch für uns große Kinder  bekommt die Geschichte einen glücklichen Ausgang und ist auch dadurch letztlich ein Plädoyer für Menschlichkeit und Hoffnung. Eine Hoffnung auf das vielzitierte Happy End auf das alle ein Recht haben.


Der Gewinnern des „AMAG Austria Metall Filmförderpreis“ 2017:

In der Kategorie Dokumentarfilm

„Wasserläufer“  Regie: Beston Zirian Ismael  Deutschland

Beston Zirian begleitet in seinem Dokumentarfilm WASSERLÄUFER die Familie Welat, die aus Syrien vor dem Krieg fliehen musste und nun in Istanbul lebt. Er lässt jeden Einzelnen der Familie zu Wort kommen, lässt ihnen Zeit und schafft es somit authentische und intime Momente einzufangen, die dem Zuseher die Möglichkeit schenken einen tiefen Einblick in deren Ängste, Hoffnungen und Träume zu bekommen. Das Porträt der Familie wächst über sich selbst hinaus und steht exemplarisch für die Not und das Elend eines ganzen Volkes, das durch den Krieg entheimatet wurde. Ohne anzuklagen werden hier auch die Widersprüche der europäischen Flüchtlingshilfe sichtbar und das Versagen Europas Nachbarn in der Not zu helfen. Ein starker Film, der tiefe Spuren hinterlässt.


Der Gewinner des Raiffeisenbankpreises  „Beste Kamera 2017“:

Kameramann: Daniel Schulze-Ardey; vom Film „FREMDE “ Deutschland
Der Regiesseur: Jonathan Behr hat der Preis entgegen genommen.

lobende Erwähnung & Österreich Premiere  für der Film „Samosa“

Regie: Albin Wildner

Der Film „Samosa“ erzählt die Geschichte von Stella, die beim morgendlichen Aufräumen einer Bar einen ungebetenen Gast vor ihrem Chef verstecken muss. Eine scheinbar alltägliche Begegnung mit drei Figuren, deren gesellschaftliche Rangordnung klar zugewiesen ist. Der Film erzählt über diese Begegnung eine kleine, unaufgeregte Geschichte über Machtverhältnisse und das subtile Ausbrechen aus sozialen Rollenmustern. Unsentimental und unpathetisch erzählt, wundervoll gespielt und hervorragend eingefangen von einer Kameraarbeit, die ganz hinter der Geschichte verschwindet. Eine lobende Erwähnung geht daher an den Film „Samosa“ von Albin Wildner.


KTM Publikumspreis 2017

Unser diesjähriger Publikumspreis geht an „CHIKA, DIE HÜNDIN IM GHETTO“ Regie: Sandra Schießl; Deutschland